Weihnachtsgedanken für Menschen, die an den Feiertagen unsere Grabeskirche besuchen

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Von:
Ulrike Gresse

Es ist seit einigen Jahren eine gute Tradition, dass wir in dem Weihnachtsgottesdienst für Trauernde am 2. Weihnachtstag in der Grabeskirche einen Brauch der Familie Bonhoeffer aufgreifen.

Von der Familie des Widerstandskämpfers ist überliefert, dass sie an Weihnachten einen oder mehrere Zweige des Tannenbaumes, der in der „guten Stube“ stand, absägte und diese grünen Zweige als Zeichen der Hoffnung und der Verbundenheit zu den Gräbern der Verwandten brachten.

Mir gefällt dieser Brauch deshalb so gut, weil er eine sichtbare, mit allen Sinnen begreifbare, Botschaft hat: durch den Tod eines vertrauten Menschen ändert sich alles – auch alles, was wir an Weihnachten, mit frohen Stunden, mit Vertrautheit und Freude verbinden. 

Aber: trotz aller Veränderungen, trotz aller Ohnmacht, trotz aller Trauer steht über dem Weihnachtsfest die Botschaft:

Gott ist an unserer Seite! Gott wird Mensch! Gott ist unser Menschen- Bruder!

Dietrich Bonhoeffer selbst hat kurz vor seiner Hinrichtung im KZ viele Gedanken und Gedichte verfasst, die ihm selbst, aber auch seiner Verlobten und seiner Familie Trost in Todesangst geschenkt haben. (Besonders bekannt ist das Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, das viele von uns als Gottesdienstlied kennen und das bei Beerdigungen oft von Trauernden gewünscht wird.)

Von ihm und aus dieser Sammlung habe ich - als meinen Weihnachtsgruß und Trostwort für Sie gleichermaßen – den folgenden Text ausgewählt.

Damit verbunden ist mein Wunsch für Sie und für die Menschen, mit denen Sie sich verbunden wissen, dass die Botschaft des Weihnachtsfestes für Sie wirklich zu einer „Kraft-Quelle“ wird!

                                               (Seelsorgerin an der Grabeskirche St. Elisabeth)

 

„Gott-Kraft – heißt dieses Kind.

Das Kind in der Krippe ist kein anderer als Gott selbst.

Größeres kann nicht gesagt werden:

Gott wurde ein Kind.

In dem Jesus Kind der Maria wohnt der allmächtige Gott.

Halt einen Augenblick inne!

Sprich nicht, denk nicht weiter!

Bleib stehen vor diesem Wort!

Gott ist ein Kind geworden!

Hier ist es arm wie wir,
elend und hilflos wie wir, ein Mensch von Fleisch und Blut wie
wir, unser Bruder.

Und doch ist es Gott, doch ist es Kraft.

Wo ist die Gottheit, wo ist die Kraft des Kindes?

In der göttlichen Liebe, in der es uns gleich wurde.

Sein Elend in der Krippe ist seine Kraft.

In der Kraft der Liebe überwindet es die Kluft zwischen
Gott und den Menschen, überwindet es sogar den Tod.

Kniee nieder vor diesem Kind armer Leute und sprich
im Glauben die stammelnden Worte des Propheten nach:
»Gott-Kraft«! – und er wird dein Gott und deine Kraft sein!“

                                                                                               (Dietrich Bonhoeffer)